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Abendlied

Über Zuhause, die Dinge darin und wie daraus ein Buch wurde

1981 zogen wir um. Ich erinnere mich an den ersten Morgen im neuen Haus. Unserem Haus. Noch war es kein Zuhause. Mein Zimmer groß wie ein Tanzsaal. Die grün geblümte Tapete, der grüne Wandschrank. Licht schimmerte durch die dunkelgrünen Vorhänge, und ich war allein. Meine Eltern hatten unser Etagenbett geteilt. Meine Schwester Birthe schlief nun nebenan. Rotbrauner Wandschrank. Tapete mit Blumen in Gelb und Orange. Passender Vorhang. Neue braune Teppiche. Seltsam, wie Gegenstände die Erinnerungen an einen Ort formen, ihn mit Gefühlen aufladen und irgendwann zu dem machen, was man Zuhause nennt. Eines Tages würde Birthe versuchen, der Sache auf den Grund zu gehen und die ganz besonderen Schwingungen unserer Familie in diesem Haus fotografisch festzuhalten. Über Jahre hinweg würde sie unser Leben in Portraits und Stillleben inszenieren, mit kritischem Blick auf die Dinge schauen, die einmal so vertraut waren – und dabei die Demenz meiner Mutter dokumentieren, die eine schleichende Veränderung auslöste. Daraus würde ein Buch entstehen: Abendlied.

25 Jahre Abitur oder Wenn aus Ernst Spaß wird

Für meine Nichte, das i-Dötzchen

Im Haus meiner Schwester posiert meine Nichte für ein Foto. War die nicht gerade erst geschlüpft?! Jetzt ist sie fein herausgeputzt, in einem Kleid passend zu ihrer Schultüte. Stolz sieht sie aus, und glücklich. Wie sich herausstellt, hält das nur ein paar Tage an, dann fließen die ersten Tränen. Hausaufgaben doof. Freundin auch, bisweilen. Überhaupt: Schule! Wer sich das ausgedacht hat! Kurz und gut: Sie begegnet dem Ernst des Lebens – oder dem, den sie dafür hält. Aber hinterher ist man ja immer klüger…