Der Tag der Küche im Livestream

27.09.2020Leben & Lachen, Wohnen & Einrichten

Persönliche Erfahrungen mit dem Aktionstag der AMK

Der letzte Samstag im September ist Tag der Küche in Küchenfachgeschäften, Küchenstudios und Möbelhäusern mit entsprechender Fachabteilung – und das schon seit 20 Jahren. Veranstalter der bundesweiten Aktion ist die Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e. V. (AMK), die in diesem Jahr erneut über 2.000 Teilnehmer ankündigte. Das Motto für 2020: „Gesunde Küche“. Zusätzlich wurde der Tag der Küche im Livestream präsentiert – erstmals, denn die Corona-Pandemie befeuert digitale Formate. Für mich war das gut. Es bedeutete, dass mir nicht das Gleiche passieren würde wie im letzten Herbst…

Rückblick: Tag der Flüche

Es ist der 28. September 2019. Ein Tag, auf den ich mich seit geraumer Zeit freue. Heute möchte ich mich bei Händlern in meiner Gegend umsehen, die beim bundesweiten Aktionstag Tag der Küche mitmachen. Die Teilnehmer habe ich vorab anhand meiner Postleitzahl aus einer Karte herausgesucht und mir eine Route erarbeitet. Drei unterschiedliche Häuser an drei verschiedenen Orten möchte ich besuchen. Ich setze mich also ins Auto und brause los. Einige Stunden und etliche Kilometer später dann das hier:

Christine Piontek nach drei vergeblichen Versuchen, im Jahr 2019 einen Händler zu finden, der am Tag der Küche teilnimmt
Das war echt frustrierend! Hier geht’s zum ganzen Post.

Scheinbar habe ich „wirklich Pech gehabt“, beantwortet @tagderkueche später einen Kommentar von mir bei Instagram unter einem der Posts des Tages, auf dem ein gut besuchtes Küchenstudio zu sehen ist. Ich versuche nämlich, in verschiedenen Rückmeldungen auf mein Problem aufmerksam zu machen. Die Antwort, die ich bekomme, macht mich ein Stück weit sprachlos. Sie lautet weiter:

…beim nächsten Mal frage einfach uns. Wir hätten dir gerne ein paar Tipps gegeben!

Instagram, Kommentar von @tagderkueche unter einem Post vom 28. September 2019

Danke, das ist ja lieb gemeint. Aber es spielt irgendwie auch den schwarzen Peter zu mir. Wie hätte ich denn ahnen können, dass die Teilnehmer aus der Liste gar keine sind? Und wie hätte die Hilfe ausgesehen? Hätte man für mich noch spontan jemanden aus dem Hut gezaubert, der in meiner Nähe teilnimmt, aber nicht gelistet ist – nachmittags nach 15 Uhr? Oder hätte man mich zu der abgebildeten Küchenparty eingeladen auf die Gefahr hin, dass ich noch ein paar Kilometer mehr machen muss? Den Tag der Küche im Livestream gab es schließlich noch nicht…

Erlebtes macht nachdenklich

Hätte hätte, Fahrradkette. Ist ja auch weiter kein Drama und die Aktion an sich aller Ehren wert. Aber die Tatsache, dass bei drei von drei Adressen Fehlanzeige war und damit bei 100 Prozent meiner Auswahl an diesem Tag, stimmt mich doch nachdenklich.

Auch im vergangenen Jahr sei das Interesse „sehr hoch“ gewesen, heißt es aktuell auf der Website der AMK. Kann ich aus meiner Sicht bestätigen. Ich war ja tatsächlich sehr interessiert. Aber:

  • Wie vielen Menschen ging es wohl genauso wie mir?
  • Überprüft eigentlich niemand diese Einträge bzw. warum wird die Teilnehmerübersicht nicht jährlich frisch aufgesetzt?
  • Wie viele der über 2.000 Teilnehmer sind noch Karteileichen?
  • Wirkt sich das beim Zielpublikum nicht negativ auf die Wahrnehmung des Aktionstages aus? („Da brauchen wir nicht hin. Ist eh tote Hose.“)
  • Welchen Effekt hat das wiederum auf die Händler?

Luft nach oben

Rückblickend auf 2019 und die teilnehmenden Studios, aber auch mit Blick auf sich bietende lokale Kooperationen, zu denen ermutigt wird, führt die AMK weiter aus:

Interessant war, dass ein Großteil dieser Händler den „Tag der Küche“ 2019 aus eigenem Antrieb mit überdurchschnittlichem Engagement ausrichtete. Es zeigt sich also, wie wichtig für den Erfolg des einzelnen Händlers neben der Unterstützungsleistung auch das eigene Engagement ist.

AMK, Tag der Küche

Das klingt super. Es waren also wohl doch viele mit Herzblut dabei. Nur eben nicht die auf meiner Route. Und es hört sich tatsächlich für mich auch ein bisschen so an, als sei hier noch Luft nach oben und jeder seines Glückes Schmied. Die AMK schafft die Plattform. Es liegt aber am Handel, sie auch zu nutzen. Weiter heißt es:

Um diesen Tag in der Zukunft noch erfolgreicher zu gestalten, beschäftigt sich in der Arbeitsgruppe Marketing & Öffentlichkeitsarbeit ein eigenes Projektteam damit, den „Tag der Küche“ auch zukünftig noch erfolgreicher zu gestalten.

AMK, Tag der Küche

Also: Wie können weitere Anreize geschaffen werden? Und ja, das steht da tatsächlich so. Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose. Wie sie es machen, bleibt also vorerst das Geheimnis der Arbeitsgruppe. (Liebe AMK, darf ich Sie bei Ihrer Arbeit mit meiner textlichen Kompetenz unterstützen? Gerne biete ich Ihnen meine Hilfe an.)

Webseite der AMK zum Tag der Küche
Hoffentlich dreht sich das Projektteam nicht im Kreis…

Feedback aus dem Handel

Wenn es also nun irgendwo hakt, hapert es am Engagement der Händler oder ist das Angebot der AMK nicht attraktiv genug? Wie könnte man noch mehr Studios zur Teilnahme motivieren? Oder ist der Markt einfach zu gut gesättigt, alle zufrieden?

Ein Feedback vom letzten Jahr, das ich von einer Angestellten in einem der Studios auf meiner Liste bekam, will ich einfach mal wertfrei wiedergeben und unkommentiert stehen lassen. Die Dame sagte mir, man habe im Vorjahr am Tag der Küche teilgenommen. Es habe sich aber nicht ausgezahlt, der Aufwand habe sich nicht in einer erhöhten Frequenz niedergeschlagen. Man lebe von der Mund zu Mund Propaganda, von Laufkundschaft und treuen Kunden. Da würde so ein Aktionstag keinen Mehrwert bieten.

Auf verschiedenen Foren und Kanälen habe ich in der Folge versucht, weitere Antworten von Küchenhändlern zu bekommen. Ich wollte wissen, wie die Erfahrungen mit dem Tag der Küche sind, wer sich für oder gegen eine Teilnahme entschieden hat und aus welchem Grund. Leider ohne Erfolg. Niemand hat geantwortet, sonst hätte ich das Thema damals gerne weiterverfolgt. War aber ein bisschen so wie bei „Stranger Things“. Schwarzes Nichts. Tappen im Dunkeln. Immerhin wurde ich nicht gefressen.

Der Tag der Küche im Livestream – eine Chance?

Könnte der Tag der Küche im Livestream ein Ansatz sein, mit dem Angebot neue Wege zu gehen und es „noch erfolgreicher zu gestalten“? Ich selbst habe am Samstag interessiert zugeschaut. Zeitgleich mit mir waren bei YouTube aber zwischen 11 und 14:45 Uhr nur etwa knapp 20 bis gut 30 weitere Zuschauer online. Es schwankte, schien sich um die 20 einzupendeln. Es gab die Möglichkeit, per Chat oder in den Kommentaren bei Facebook Fragen zu stellen. Das wurde während der Sendung allerdings kaum genutzt.

Am späten Abend des 26. September, während ich an diesem Artikel arbeite, liegt die Zahl der Aufrufe des nun als Video verfügbaren Streams auf YouTube bei knapp 300, Tendenz steigend. Ein Mehrwert digitaler Inhalte auf einem Kanal, der auch ein jüngeres Publikum und damit die nachwachsende Käuferschicht erreicht, ist schließlich auch, dass man den Content dann konsumieren kann, wenn es passt.

Wer den Stream auf YouTube ansehen möchte, kommt über diesen Link dorthin.

Neues Format, neues Küchenglück

Moderiert wurde der Tag der Küche im Livestream von Yvonne „Yvi“ Zahn, die unter „Küchen-Glück“ einen Blog betreibt und in Weinheim ein Küchenstudio leitet. Das gut besuchte Küchenstudio aus dem obigen Instagram-Post vom letzten Jahr übrigens. Aus dem auch jetzt gesendet wurde.

Yvonne Zahn, Bloggerin bei Yvis Küchen-Glück, moderierte den Tag der Küche im Livestream
Yvonne Zahn führte kompetent durch den Tag der Küche im Livestream

Yvonne Zahn hat nach eigenem Bekunden keine Moderationserfahrung und war vor dem großen Tag sehr aufgeregt. Was ich nur zu gut nachfühlen kann, denn auch ich habe schon Events moderiert, darunter zwei Jahre lang die Auszeichnung der Preisträger der Initiative „Klasse, kochen!“ (damals noch „Küchen für Deutschlands Schulen“), die bei Nolte Küchen bzw. im Bundesministerium für Ernährung in Berlin stattfand. Ich muss sagen: Frau Zahn hat das echt gut gemacht fürs erste Mal und wirkte fachlich sehr kompetent.

Von Dialoggarer bis Dialogführung

Das Programm war aus meiner Sicht abwechslungsreich und informativ. Natürlich wurde es von den Partnern bestimmt, die hier die Gelegenheit hatten, neue Trends und Produkte vorzustellen. Das ist völlig legitim, könnte aber auf manchen Zuschauer wie eine Dauerwerbesendung wirken.

Die Mischung aus Live-Talk, Präsentationen und Einspielfilmen ging auch technisch reibungslos und sehr professionell über die Bühne. Ich habe eine Menge gelernt über Dampf- und Dialoggarer, und das auf unterhaltsame Weise. Manchmal hätte ich mir gewünscht, dass Miele-Chefkoch Tobias Wulfmeyer seinen Satz auch fertig sprechen darf. Aber ich glaube, am Ende hat er alles gesagt, und der Fisch sah wirklich verdammt gut aus.

Dankbarer Abnehmer: AMK-Geschäftsführer Volker Irle darf den Fisch kosten
Dankbarer Abnehmer: AMK-Geschäftsführer Volker Irle darf den Fisch kosten

Illustre Runde

Auch hatte die AMK für den Tag der Küche im Livestream hochkarätige Gäste geladen, darunter die Geschäftsführer Stefan Waldenmaier (Leicht) und Dr. Oliver Streit (Nobilia), letzterer zugeschaltet aus Verl. Mit dabei waren auch Antonio Terrada, Vertriebsleiter bei Bosch, und Matthias Pollmann, Geschäftsbereichsleiter Messemanagement der Koelnmesse.

In einer abschließenden Talkrunde kamen aktuelle Themen zur Sprache. Für den Endverbraucher war das stellenweise vielleicht ein bisschen zu speziell, so meine Vermutung. Hier ging es zum Beispiel um die Auswirkung der Corona-Krise auf die Branche und die Veranstaltung von (Fach)Messen. Letzteres scheidet die Geister, bleibt heißt diskutiert und angesichts aktuell steigender Infektionszahlen auch weiter im Fokus. Umso wichtiger die Erkenntnis, dass digitale Veranstaltungen wertvolle Informationsquellen sind, auch wenn sie das Erlebnis im Küchenstudio oder auf der Messe nicht ersetzen können.

Beim Livestream gab es zum Abschluss eine interessante Talkrunde zu Themen, die die Küchenbranche bewegen.
Talkrunde zu aktuellen Themen der Küchenbranche

Fazit: 90 von 100 Gourmet Units

Ich finde: Der Tag der Küche im Livestream war eine gelungene Veranstaltung und ein Beispiel dafür, wie die Corona-Pandemie neue Ideen fördert und Entwicklungen vorantreibt. Ob damit mehr Menschen oder gar eine neue Zielgruppe erreicht wurden, bleibt abzuwarten. Sicher aber war der Stream ein Schritt in die richtige Richtung und eine gute Ergänzung zu den Aktionen vor Ort.

Wie zufrieden die AMK in diesem Jahr mit der Besuchsquote ist, wird der Nachbericht zeigen. Was die teilnehmenden Händler betrifft, so waren es auf jeden Fall mindestens zwei weniger, als auf der Übersicht angegeben. Denn die Anlaufstellen, die ich im letzten Herbst vergeblich besucht habe, waren wieder gelistet. Eine davon das demotivierte Studio, das andere eine Werkstatt in einem Gewerbegebiet. Darauf aufmerksam gemacht, bat mich die AMK, die betreffenden Einträge durchzugeben. Die Adressen sind mittlerweile gelöscht.

Festzuhalten bleibt auch, dass keine neuen Studios hinzugekommen sind, die ich heute hätte besuchen können. Und das obwohl es in meiner näheren Umgebung zahlreiche Küchenfachhändler gibt. Keiner von ihnen nimmt laut Liste am Aktionstag teil und ich frage mich, warum das so ist? Auch aus dieser Warte: Gut, dass es den Tag der Küche im Livestream gab! So hatte ich diesmal das Gefühl, dabei zu sein.

Der Tag der Küche verabschiedet sich bis zum nächsten Mal. Das Angebot bleibt derweil online. Ein Mehrwert.
Der Tag der Küche verabschiedet sich bis zum nächsten Mal. Das Angebot bleibt derweil online. Ein Mehrwert.

Was sind Ihre Erfahrungen mit dem Tag der Küche? Ich freue mich über Meinungen und Feedback zum Aktionstag der AMK in den Kommentaren.

Möchten Sie mir etwas mitteilen oder brauchen Sie Unterstützung bei der Pressearbeit, Blogartikeln oder anderen Texten, dann können Sie mich hier unverbindlich kontaktieren:

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